
Eichenprozessionsspinner bekämpfen: Risiken, Schutzmaßnahmen & PSA-Empfehlungen
Zwischen Unsichtbarkeit und unterschätztem Risiko – was den Eichenprozessionsspinner so gefährlich macht
Ein Mitarbeiter des kommunalen Bauhofs meldet sich krank: juckende Haut, rote Quaddeln an Armen und Hals. Erst bei der Nachbesprechung wird klar – er war wenige Tage zuvor mit einem Ast in Kontakt gekommen, der ein Nest des Eichenprozessionsspinners trug.
Fälle wie dieser sind keine Ausnahme. Die Brennhaare der Raupen können schwere allergische Reaktionen hervorrufen – auch ohne direkten Kontakt mit der Raupe. Sie schweben als unsichtbarer Reizfaktor in der Luft, lagern sich auf Kleidung ab und bleiben monatelang aktiv.
Der Eichenprozessionsspinner breiten sich in Deutschland seit Jahren immer weiter aus – mit gravierenden Folgen für Mensch und Natur. Ihre unscheinbaren Nester in Eichenbäumen bergen eine große gesundheitliche Gefahr. Verantwortlich sind die winzigen Brennhaare der Raupen, die bei Kontakt schwere allergische Reaktionen hervorrufen können.
Für Beschäftigte im Außenbereich – sei es im Gartenbau, bei kommunalen Bauhöfen, in der Forstwirtschaft oder Gebäudereinigung – stellt der Kontakt mit den Tieren und ihren Nestern eine ernstzunehmende Gefahr dar. Hier ist nicht nur Vorsicht, sondern konsequenter Arbeitsschutz gefragt.
Im weiteren Verlauf dieses Beitrags erfahren Sie:
- wann und wo der Eichenprozessionsspinner aktiv ist
- welche Gefahren von ihm ausgehen
- wie Sie sich und Ihre Mitarbeitenden wirksam schützen
- und welche persönliche Schutzausrüstung (PSA) sich im Einsatz bewährt hat.
Biologie und Zyklus des Eichenprozessionsspinners: Wann ist Vorsicht geboten?
Der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) ist ein unscheinbarer Nachtfalter, dessen Larven jedoch gravierende Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesundheit von Menschen haben können. Besonders problematisch sind dabei nicht die Tiere selbst – sondern ihre Larvenstadien und das, was sie zurücklassen.
Lebenszyklus im Überblick:
- Eiablage (August–September): Die unscheinbaren Schmetterlinge legen ihre Eier bevorzugt in die oberen Kronen von Eichenbäumen an sonnigen Standorten. Ein Weibchen kann bis zu 200 Eier ablegen.
- Überwinterung & Schlupf (April): Die Raupen schlüpfen im Frühling –ab Mitte April – und durchlaufen anschließend bis zu sechs Häutungen.
- Gefährlichste Phase (Mai–Juli): Ab der dritten Häutung bilden sich die gefürchteten Brennhaare. Sie enthalten das Nesselgift Thaumetopein, das Reizungen und allergische Reaktionen hervorrufen kann.
- Verpuppung (Juli–August): Die Raupen ziehen sich in sogenannte Gespinstnester zurück, um sich zu verpuppen. Diese verlassenen Nester enthalten noch Monate später gefährliche Haare.
- Neuer Zyklus: Die erwachsenen Falter leben nur wenige Tage, sind selbst harmlos – und legen erneut Eier ab.

Eichen sicher erkennen – das ist entscheidend, wenn es um den Schutz vor dem Eichenprozessionsspinner geht
Typisch sind tief gelappte Blätter mit 3 bis 7 Einschnitten, eine dunkel gefurchte Rinde und die charakteristischen Eicheln. Eichen stehen oft an Wegen, in Parks oder auf öffentlichen Grünflächen – also genau dort, wo der Kontakt mit Nestern besonders wahrscheinlich ist.
Typische Befallsorte:
- Parkanlagen, Schulhöfe, Kitas
- Wälder & Waldränder
- Friedhöfe, Spielplätze, Bahndämme
- Betriebshöfe, Baustellen, öffentliche Verkehrswege
Deshalb gilt: Wer beruflich im Außenbereich tätig ist, muss den Lebenszyklus des Eichenprozessionsspinners und die Befundsorte kennen – und präventiv handeln, bevor es zu gesundheitlichen Schäden kommt.
Symptome und Gefahren: Warum der Kontakt mit dem Eichenprozessionsspinner ernst zu nehmen ist
Die gesundheitliche Gefahr des Eichenprozessionsspinners geht vor allem von den mikroskopisch kleinen Brennhaaren der Raupen aus. Sie sind mit Widerhaken versehen, äußerst leicht und können vom Wind über große Distanzen verbreitet werden. Ein einziger Raupenkörper kann mehrere hunderttausend dieser Haare enthalten – und auch nachdem die Raupen verschwunden sind, bleiben die Haare über Monate aktiv gefährlich.
Wie wirkt das Nesselgift Thaumetopein? Das Toxin löst eine pseudoallergische Reaktion aus. Anders als bei einer klassischen Allergie ist keine vorherige Sensibilisierung nötig – der Kontakt allein kann Symptome hervorrufen.
Häufige Symptome bei Hautkontakt oder Einatmung:
- Hautausschläge (Raupendermatitis): Starker Juckreiz, Quaddelbildung oder rote Pusteln – oft an Hals, Nacken, Unterarmen.
- Atemwegsreizungen: Husten, Heiserkeit, Bronchitis-ähnliche Beschwerden, besonders bei empfindlichen Personen oder starker Exposition.
- Augenreizungen: Bindehautentzündungen, Rötungen, Fremdkörpergefühl.
- Allgemeinsymptome: Fieber, Schwindel, Unwohlsein – besonders bei großflächiger Exposition.
- Anaphylaktische Reaktionen: In seltenen Fällen kann es zu Kreislaufproblemen oder Atemnot kommen.
Besonders heimtückisch: Auch alte Nester, leere Gespinstreste und kontaminierte Kleidung bleiben gefährlich.

Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Kontakt mit Brennhaaren:
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es in belasteten Gebieten zu einem Kontakt mit den Brennhaaren des Eichenprozessionsspinners kommen. In solchen Fällen ist schnelles, besonnenes Handeln entscheidend, um gesundheitliche Folgen zu minimieren. Folgende Maßnahmen sollten unmittelbar ergriffen werden:
- Kleidung umgehend wechseln und separat bei mindestens 60 °C waschen, um eine weitere Verbreitung der Haare zu vermeiden.
- Gründlich duschen, inklusive Haarwäsche, um festsitzende Brennhaare von Haut und Kopf zu entfernen.
- Augen sofort mit Wasser ausspülen – idealerweise mit einer geeigneten Augenspülflasche.
- Bei Symptomen oder Unsicherheit gilt: Ärztliche Abklärung nicht aufschieben – insbesondere bei Atemwegsbeschwerden oder allergischen Reaktionen.
Diese Maßnahmen können den Unterschied machen – zwischen einem unangenehmen Zwischenfall und ernsthaften gesundheitlichen Folgen.
Langzeitrisiken: Wiederholter Kontakt mit den Haaren kann die Haut sensibilisieren – bereits geringe Mengen können dann stärkere Reaktionen auslösen. Die Haare können zudem an Kleidung, Werkzeugen oder Fahrzeugen haften und unbemerkt weitergetragen werden.
Besonders gefährdete Berufsgruppen:
- Kommunalarbeiter und Grünflächenpfleger
- Forstwirtschaft und Landschaftsbau
- Bauarbeiter und Tiefbaupersonal
- Reinigungsdienste und Entsorger
- Spielplatzwartung, Sicherheitsdienste und Schulhausmeister
Fazit: Die Raupen selbst meiden den Menschen – ihre Haare tun es nicht. Deshalb ist der Schutz bei Tätigkeiten im Freien unerlässlich – auch wenn keine aktiven Raupen sichtbar sind. Frühzeitige Information, richtige PSA und professionelle Vorgehensweise sind entscheidend, um gesundheitliche Schäden zu vermeiden.

Geeignete Schutzmaßnahmen nach dem TOP-Prinzip – was Profis wirklich brauchen
Wenn es um den Schutz von Mitarbeitenden geht, gilt im Umgang mit dem Eichenprozessionsspinner das bewährte TOP-Prinzip: Technische, Organisatorische und Persönliche Maßnahmen – in genau dieser Reihenfolge.
(T)echnische Maßnahmen:
- Gespinstnester fachgerecht entfernen lassen – ausschließlich durch spezialisierte Betriebe, die mit leistungsstarken Industriesaugern (Staubklasse H, mit Vorabscheider) arbeiten.
- Frühzeitige biologische Bekämpfung – etwa durch den Einsatz von Bacillus thuringiensis, um die Raupen im Frühstadium zu stoppen.
(O)rganisatorische Maßnahmen:
- Befallene Bereiche absperren und gut sichtbar kennzeichnen.
- Regelmäßige Sichtkontrollen durchführen und dokumentieren.
- Mitarbeitende sensibilisieren – z. B. durch kurze Schulungen oder Sicherheitsunterweisungen.
- Aufenthaltsdauer und Einsätze in Risikozonen minimieren.
- Hygienevorgaben klar kommunizieren – etwa Kleidung wechseln, Hautschutz einhalten und Reinigungsmöglichkeiten bereitstellen.
(P)ersönliche Schutzmassnahmen mit der passenden PSA:
- Einwegschutzanzüge Typ 5/6 (B)➤ Bei der manuellen Entfernung hat sich unser& a rel="noopener" href="https://www.asatex.eu/schutzanzug-coverstar-plus-cs400" target="_blank">CoverStar® Plus CS400 bewährt– antistatisch und partikeldicht dank überklebten Nähten.
- Atemschutzmaske mit P3-Filter➤ Schutz vor dem Einatmen feiner Haare – empfohlen: Halbmasken oder Vollmasken mit geprüftem Filtereinsatz wie die Feinstaubmaske FFP3 NR D P3V
- Chemikalienbeständige Handschuhe➤ Hautkontakt vermeiden – wichtig bei manueller Entfernung oder Reinigung befallener Flächen.
- Augenschutz / Schutzbrille➤ Brennhaare reizen stark die Schleimhäute – Schutzbrillen mit Seitenschutz sind Standard.
- Glattflächige Überschuhe oder leicht zu reinigende Schutzstiefel ➤ Verhindern das Einschleppen von Brennhaaren – wichtig auch für Reinigung und Nachbereitung. Mit dem CoverStar® Überziehstiefel CSH hat man einen Rundumschutz.
Was jetzt zählt. Die Schutzausrüstung muss korrekt angelegt, abgelegt und entsorgt werden. Fehler können zu Kontaminationen führen. Deshalb: Schulung, Checklisten und klare Abläufe einführen.
Reinigung und Nachsorge – kontaminierte Bereiche richtig sichern
Nach dem Einsatz ist vor der Gefahr – denn Brennhaare bleiben monatelang aktiv und können über Oberflächen, Fahrzeuge oder Kleidung weitergetragen werden.
Empfohlene Nachsorgemaßnahmen:
- Dekontamination der PSA (bei Wiederverwendung nicht vorgesehen – nur bei Spezialkleidung möglich)
- Verschlossene Entsorgung aller Einwegteile in staubdichten Behältern
- Feuchtreinigung betroffener Flächen, niemals trocken fegen oder blasen
- Filterwechsel und Maskenreinigung gemäß Herstellerangaben
- Reinigung von Fahrzeugen und Werkzeugen, idealerweise mit HEPA-Saugern (Hocheffizienter Partikelfilter) oder feuchter Wischtechnik
Tipp: Für befallene Maschinen und schwer erreichbare Oberflächen lohnt sich der Einsatz von spezialisierten Reinigungsdiensten oder professionellen Sanierungsfirmen.
Quick FAQ: Häufige Fragen zum Eichenprozessionsspinner
1. Wie lange bleiben die Brennhaare des Eichenprozessionsspinners aktiv?
Mehrere Monate, auch in alten Nestern oder an Kleidung.
2. Kann man befallene Kleidung reinigen?
Waschtemperaturen ab 60 °C reduzieren das Risiko, sind aber keine Garantie. Kontaminierte Kleidung sollte separat behandelt oder ersetzt werden.
3. Wann ist Hochsaison für die Raupen?
Zwischen Mai und Juli, je nach Wetterlage.
4. Welche PSA ist wirklich erforderlich?
Mindestens: FFP3-Maske, Overall Typ 5/6, Handschuhe, Schutzbrille, Chem-Tape. Bei Nestentfernung: Vollschutz.
5. Was tun bei Symptomen?
Kontakt vermeiden, Kleidung wechseln, Haut sanft reinigen, ärztliche Abklärung suchen.